"Ethische Hermeneutik". Zur Besonderheit jüdischer Texttheorie
 
 
Lenore Hipper

Betreuung: Prof. Dr. Dieter Mersch, PD Dr. Michael Mayer
Bachelorarbeit

  • BA-Preis 2011 des Studiengangs Europäische Medienwissenschaft


Am Beginn der Arbeit steht die Frage nach dem Text: Was ist ein Text, wie ist er zu lesen?
Der Text gilt als ein Medium der Darstellung von Sinn. Mit der Frage nach dem Sinn beschäftigt sich die Hermeneutik als Theorie der Auslegung und des Verstehens von Texten. Dabei begreift die „klassische“ Hermeneutik den Text als festen Bestand. Sie geht von einer zugrundeliegenden Bedeutung, einer Autorintention und einem Prozess des Verstehens aus – einer Wahrheit, die mit einem Text ausgedrückt wurde, einem „Geist“, der sich in einem Text ausdrückt. Dieser „Hermeneutik des Sinnverstehens“ wäre abzugrenzen eine „Theorie des autonom sich formenden Textes“, der strukturale Schriftbegriff, bzw. der Schriftbegriff Derridas.
Vielfach wird von einem „theologischen Resonanzboden“ in der Philosophie der Dekonstruktion, insbesondere im Denken Derridas, gesprochen. Dieser theologische Resonanzboden wäre die „jüdische Hermeneutik“. Ein dem Zugang „jüdische Hermeneutik als Methode“ in gewisser Weise entgegenstehender Zugang wäre Levinas’ Begriff der ethischen Hermeneutik. Dieser Ansatz führt zu einem Begriff der Schrift und der Hermeneutik, der vom Anderen, der Singularität und dem „Gehorsam“ als Einbruch dieses Anderen ausgeht. Hier werden auch spezifische Narrative der Tora und des Talmud genannt: der ortlose Ort, an dem der abwesende Kern der Schrift verwahrt wird. Der Schleier, der die Wahrheit verhüllt, aber durchscheinen lässt/sichtbar werden lässt, was sonst, unverschleiert, dem Menschen nicht zugänglich wäre. Wenn der Schleier als Text verstanden werden kann, als Raum des ‚Zwischen’, das Mensch und Unendliches trennt und verbindet, kann die jüdische Hermeneutik fruchtbares Material bieten, anhand dessen der Begriff des Medialen reflektiert werden könnte.
 
   
Die digitale Produktion des Kurzfilmprojekts »Waldfrieden« – Eine praktische Untersuchung der Auswirkungen digitaler Produktionsweisen auf ästhetisch-formale Aspekte und den Schaffungsprozess im Film
 
 
Oliver Wicke

Betreuung: Prof. Winfried Gerling, Prof. Dr. Jan Distelmeyer
Masterarbeit

  • MA-Preis 2011 des Studiengangs Europäische Medienwissenschaft


Die Arbeit untersucht auf praktischer und theoretischer Ebene die Auswirkungen digitaler Technik auf den Schaffungsprozess und ästhetisch-formale Aspekte des Filmbildes. Dabei werden zunächst die grundlegenden Eigenschaften des digitalen Films - wie dessen numerische Repräsentation und das Verhältnis zur Realität - und die daraus resultierenden Konsequenzen auf visueller Ebene besprochen. In diesem Zusammenhang werden die fotografischen Traditionen digitaler Bilder aufgezeigt. Die Thematik wird experimentell von der Realisierung eines Kurzfilmprojektes begleitet. Sämtliche Arbeitsschritte des Filmprojektes sind dokumentiert. Der Fokus liegt darauf, die Auswirkungen digitaler Filmtechnik zu erforschen. Die Arbeitsschritte des Postproduktionsprozesses sind für jede einzelne Einstellung des Films tabellarisch protokolliert. Um die Auswirkungen der Postproduktion am Bild demonstrieren zu können, werden unbearbeitete und bearbeitete Versionen des Films auf einer DVD miteinander verglichen. Im Laufe der Arbeit wird die Vernetzung zwischen Konzeption, Produktion und Postproduktion im Schaffungsprozess des begleitenden Filmprojektes aufgezeigt.
 
   
EIN FILM OHNE GESICHTER. Strategien der Anonymisierung im Dokumentarfilm am Beispiel von „Çürük – The Pink Report“
 
 
Ulrike Böhnisch

Betreuung: Prof. Dr. Anne Quirynen, Dr. Christine Hanke
Bachelorarbeit

  • FHP-Preis 2011 für herausragende Abschlussarbeiten


Praktischer Teil der Bachelor-Arbeit ist der Dokumentarfilm „Çürük – The Pink Report“ über Homosexuelle im türkischen Militär. Darin berichten vier Protagonisten von ihrem Militärdienst bzw. der Ausmusterung und den teilweise menschenrechtswidrigen Methoden, mit denen Homosexualität in türkischen Militärkrankenhäusern „diagnostiziert“ wird.
Auf Grund der Rechtslage in der Türkei, die Kritik am Militär strafrechtlich ahndet, mussten drei der Protagonisten anonymisiert werden. Die Bildsprache des Films fokussiert daher vor allem die Hände und die Mundpartie der Sprechenden, ohne deren Gesichter vollständig zu zeigen.
Im theoretischen Teil werden die ästhetischen Strategien von „Çürük – The Pink Report“ analysiert und auf ihren Beitrag zur Herstellung einer „filmischen Identität“ der Protagonisten untersucht.
 
   
Selbstdarstellung und Reflexion der DDR im Fernsehen. Über den Umgang des audiovisuellen Leitmediums mit Geschichte und Versuch einer Dekonstruktion
 

 
Felicia Flemming

Betreuung: Prof. Anne Quirynen, Dr. Susanne Müller
Bachelorarbeit

  • BA-Preis 2011 des Studiengangs Europäische Medienwissenschaft


Geschichtsdokumentationen im Fernsehen gehören mittlerweile zu den populärsten Formen der gesellschaftlichen Verarbeitung von Vergangenheit. Wie sich die Zugriffsformen insbesondere in Bezug auf Bilder der ehemaligen DDR durch die dem Medium immanenten Spezifika und der Ökonomie, der es unterliegt, gestaltet, ist Untersuchungsgegenstand der Bachelorarbeit. Um die Komplexität des Umgangs mit vorhandenem Archivmaterial im Fernsehen zu konturieren, wird zuvorderst nach dessen Zustandekommen und den damit verbundenen bildtheoretischen Implikationen gefragt. Fernseh-, Kultur- und Erzähltheorie helfen im Folgenden dabei, die televisuell gängigen Verarbeitungsweisen zu beschreiben.
Im darüber hinaus dargestellten praktischen Teil der Projektarbeit werden genau diese Praktiken aufgegriffen und entgegen ihrer konventionellen Verwendung eingesetzt. Durch die so erzeugte dekonstruktive Lesart soll der Rezipient ein Bewusstsein für die Mechanismen entwickeln, die sich hinter den kohärenten und emotionalen Fernsehgeschichten verbergen.
 
   
TanzKörper. Leibeinschreibungen zwischen Geometrie und Kinesphäre
 

 
Christina Manoliu

Betreuung: Prof. Dr. Dieter Mersch, Prof. Dr. Heiko Christians
Masterarbeit

  • MA-Preis 2011 des Studiengangs Europäische Medienwissenschaft


Die einzige Materialität, auf die Tanz zurückgreift, ist der Leib. Erst in und durch die Bewegung des Körpers konstituiert sich Tanz, der sich somit allein über den bewegten Körper im Raum zu erkennen gibt. Die verschiedenen Einschreibungen, die der Tanz-Körper erfährt und die sich seiner Erscheinung ein- und aufprägen sind Thema dieser Masterarbeit. Es sollen zwei verschiedene Tanzströmungen auf die Formierung ihrer spezifischen Körperbilder befragt und anschließend gegenübergestellt werden: einerseits das Hofballett des französischen Absolutismus und andererseits der deutsche Ausdruckstanz des beginnenden 20. Jahrhunderts. Verschiedene Elemente, wie der gesellschaftlich-kulturelle Diskurs der beiden Epochen, seine tanzbezogenen Kulturtechniken und schließlich die schriftliche Auseinandersetzung mit Tanz in Form von Bewegungsnotationen gilt es zu untersuchen und zusammenzuführen. So soll das Wechselspiel zwischen den variierenden Leibinskriptionen und den dahinterstehenden Auffassungen von Tanz und Körper nachvollzogen werden und über die Charakteristika der beiden divergierenden Tanz- und Körperkonzepte Aufschluss geben.